Der Seeschwurf ist auch ein Holzschwurf

Seit einem Jahr begleitet mich dieser tolle Kerl. Er unterstützt die Wasserwacht von Snörningsjö, einer fiktiven Insel in der Ostsee und liebt es in Reimen zu sprechen

Nun ist er also in Lindenholz „gemeißelt“ und ich staune über meine immer noch vorhandenen tischlerischen Fähigkeiten…

Das Leben der Martina S. schreibt einfach schöne Geschichten, wartet nur ab!

Balkongespräche


Das Reststück vom Schaffell schaute zu dem Krokus hinüber. „Der ist neu!“ dachte es und räkelte sich neugierig aus dem Becher, dass dieser umfiel. Rechts von ihm reckten sich sieben lange Stäbe in die Luft. Auf ihrem grünen Ende saßen rotgelbe Puschel wie Fellmützen so verboten schön. „Das sind Weidenkätzchen!“ sagte der Bodendecker, der ebenfalls interessiert auf die neuen Nachbarn blickte.

„Scheint wieder los zu gehen.“

„Was?“ fragte das Schaffell.

„Die Balkonsaison.“

„Das ging schnell!“

“Tja, die Zeit rennt.“

“Ich bin enttäuscht dass mich das Eichhörnchen diesen Winter nicht gebrauchen konnte.“ seufzte das Schaffell.

“Meine Stunden sind auch gezählt. Vielleicht schaffe ich es noch bis knapp in den Sommer.“ erwiderte der Bodendecker.

“Na ja, die Jungen wollen halt auch Erfahrungen machen!“ antwortete das Schaffell.

„Weißt Du noch, wie diese verrückte Elster im letzten Jahr ihre Flugversuche startete?“ lachte der Bodendecker.

„Und die Nase vom Eichhörnchen einen riesigen Schnurrbart bekam, als es sich mein Fell in sein Mäulchen steckte?“

Die Beiden kicherten.

“Jetzt genießen wir erstmal die Sonne“ beschlossen sie und machten sich ein wenig breiter als nötig.
Der Krokus und die Weidenkätzchen rückten höflich zur Seite.

Herbstgedicht

Sommerreifenwechsel im rosa Abendhimmel

Der Laubbläser dreht an dem Heizungsknopf

Langsame Musik schwebt blätterbunt in Häuser

Wind schiebt den Zeiger der Uhr eine Stunde zurück

Die schwache Sonne sinkt ins Sofa

Helle Tage rufen ihr zu: „Bitte drinnen bleiben!“

Spielfilme hüpfen über eine Scheibe

Rad fahrende Kinder lernen Brettspiele

Und Balkonpflanzen verstecken sich im Nebel

Die Knospen in der modrig feuchten Erde spielen Blinde Kuh

Vor Freude

Fußballpanther

Fußballpanther

 

Sein Blick…hmm, wie ging das gleich nochmal?

Ach, ja

ist vom Vorübergeh’n der Stäbe, so müd geworden, dass er nichts mehr hält

Rilke, der Panther. Den Typ feier ich. Vielleicht ein bisschen morbide.

Ey, aber Scheiße, ich fühl mich wie dieses Katzentier in dem Gedicht!

Eingesperrt, eingesperrt, eingesperrt.

Wie lange geht diese fucking Pandemie noch?

Die haben alle gut reden, die Politiker und Virologen.

Ob Laura in Rio auf mich wartet? Versprochen hat sie’s ja.

Aber da war ich auch noch der Held für sie.

Wahrscheinlich hat sie sich schon als Fußballer-Promi-Frau gesehen, mit Millionen von Followern auf ihrem glitzernden rosa iPhone.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.

„Ihr Herz ist geschrumpft“ hat der Arzt gemeint, long Covid Folgeschäden.

Ich könnte heulen, aber das tut man nicht mit 21.

Stattdessen laufe ich auf meiner Yogamatte achtsam rauf und runter.

Ich könnte vor Wut kotzen und boxe und kicke in die Luft… Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht…

Seit meiner Kindheit begleiten mich des Dichters Worte, mein Vater hat schon vor dreißig Jahren eine Melodie dazu gefunden.

Das passt gerade wie „die Faust auf’s Auge“

Ich feuere mich an: „Komm, Alter, atme tief ein, entspann Dich, atme tief aus, chill mal!“ Deine Mutter sagt doch immer: „Die sind nicht alle so stark wie wir!“

Piep, eine Message von meinem Bruder: „Was geht?“

Ich tippe mit fliegenden Fingern: „Weißt du die dritte Strophe vom Panther auswendig?“

Piepige Sekunden später, Zwinkersmiley:

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf . Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille und hört im Herzen auf zu sein.

Jetzt heule ich doch noch…egal!